Was wir feiern ..
das Herbst-Equinox, die Herbst-Tagundnachtgleiche. 'Mabon' (Alban Elfed) heißt das Fest neo-druidisch bei unseren keltischen Verwandten.
Morgen (23.09.2018) um 3:54 ist auf der Berliner Zeit-und-Raum-Achse Herbst-Tagundnachtgleiche. Für uns bedeutet das, dass sich das Tor in die dunkle Jahreshälfte öffnet und wir Abschied vom Sommer, von der lichten Jahreshälfte nehmen. Nach dem Equinox sind die Nächte wieder länger als die Tage und wir werden weniger und weniger Zeit unter Sunnas Obhut verbringen.
Zeit zu feiern! Zeit zu feiern? Hmm. Nicht so einfach, dieses Jahr. Kein „business as usual“. Natürlich ist es richtig und wichtig Dank zu sagen für all das Gute, Wahre und Schöne, das uns Mutter Erde und unsere Götter dieses Jahr geschenkt haben. Natürlich begehen wir auch dieses Erntefest und den Schwellengang in Gemeinschaft mit den Alten Göttern, bestätigen den Bund und drehen das Jahresrad weiter. Und doch ..
Und doch ist es dieses Jahr meiner Meinung nach besonders angezeigt, dass wir uns genau anschauen, wie unser eigenes Tun&Lassen sich auszahlt: Was haben wir gesät, das wir nun ernten? Schauen wir hin, fragen wir uns, ob wir mit diese Ernte wirklich unsere Speicher füllen wollen: der Klimawandel, die Bedrohung unseres letzten Urwaldes, das Wiedererstarken rechtsradikaler Gesinnung oder die Gleichgültigkeit gegenüber der Not und dem Sterben von schutz- und zukunftsuchenden Menschen; um nur diejenigen Themen zu nennen, die derzeit die Schlagzeilen und Netzwerke füllen.
Bei der Reise zur Festvorbereitung unserer Blótgruppe war wenig Festtagsstimmung unter den Asen und Wanen zu spüren. „Es ist ernst“ ist Odins Kernbotschaft. „Die Weltenenergie muss 'entsetzt' (im Sinne von: exorziert) werden, es wurden zu viele Wahnideen, destruktive Bilder und Vorstellungen in Mitgards Wyrd eingewoben“ teilt Frigg ihre Einsichten.
Auch wenn wir uns auf die guten Dinge in unseren Leben, Kreisen und Gesellschaften konzentrieren wollen/dürfen/sollen, um diese zu nähren und zu stärken, so ist doch genau jetzt die Zeit, auch all den Schatten mutig und willig zu betrachten. Sehen wir „es“ nicht an, zwingt „es“ uns dazu, hinzusehen. Ich denke, genau das ist es, was gerade geschieht: Themen und Traumata, die wir als Deutsche, als europäische Gesellschaft und als Weltgemeinschaft viel zu lange schon [versuchen zu] ignorieren, zeigen sich nun mit Macht. Riesen kann man einfach nicht unter den Teppich kehren. Zumindest nicht für lange, sagt Thor.
Wie im Großen, so im Kleinen. Wie innen, so außen. Auch auf der persönlichen Ebene können wir uns dieser klärenden und ordnenden Energie anvertrauen, um zu prüfen und zu erkennen, was und wer in unserem Leben wirklich wichtig ist, wo unser Engagement und wo Distanz gefragt ist. So trennen wir die Spreu vom Weizen und nehmen keinen unnötigen Ballast mit in die dunkle Jahreshälfte und ins neue Jahr, keinen materiellen und keinen emotionalen. Wir lagern nur das ein, was uns nährt und was uns förderlich ist und dann wieder auf unsere Kreise und unsere Gesellschaft zurück strahlen kann.
Ernst ist es, aber nicht hoffnungslos. Es könnte uns allen einen friedlichen Herbst und Winter bescheren und ein wirklich gutes neues Jahr, wenn wir dort, wo Not-wendig, einen Blick in die Tiefe und hinter die Spiegel wagen und dann nach unseren Erkenntnissen handeln. Noch ist es nicht Zeit für den Winterschlaf!
Eure Götter mit Euch!
Urs Grágás Bärenkräfte Barth