Was wir feiern .. Winternacht
altnordisch: Vetrnóttablót, angelsächsischen:Winterfylleth, keltisch: Samhain
Die Winternacht - nicht zu verwechseln mit der Weihnacht - ist ein Mondfest und wird, je nach Region zwischen Mitte Oktober und
Anfang November gefeiert. Die Skandinavier feiern um den 15.10. herum, die Isländer feiern auf einen Oktobersonntag, der zwischen dem 21.10. und 26.10. liegt und in unseren Breiten feiern
wir entweder zum Oktobervollmond (dieses Jahr am 24.10.18) oder fix in der Nacht vom 31.10. auf den 01.11., was auch dem keltischen Samhain entspricht.
Die Feier der Winternacht und des Samhain hat in verschiedenster Gestaltung als Feier zu Ehre der Toten überlebt. In Schottland,
Irland und Wales, sowie im gesamten keltischen Siedlungsraum, fand das "Féile na Marbh" ("Feier der Toten") an Samhain statt. Im Zuge der Christianisierung wurde das Fest zu Allerheiligen
am 1. November, gefolgt von Allerseelen am 2. November. Dementsprechend wurde der 31. Oktober zum Vorabend von Allerheiligen ("All Hallow's Eve") und die Überbleibsel des ursprünglichen
Festes verwandelten sich in das weltliche Fest Halloween.
Die Winternacht kennzeichnet im nordischen Jahreskreis den Winterbeginn und gleichzeitig den beginn des Neuen Jahres, denn wie
alles Lebendige werden auch unsere Tage und Jahre aus der Dunkelheit geboren. Die Ernte ist eingefahren, wir müssen sie jetzt aber noch verarbeiten und haltbar machen für die kalte Zeit.
Auch gilt es Entscheidungen zu treffen, was bleibt und was gehen muss .. so heißt der November denn auch 'Blutmond', weil alle überzähligen Tiere, die unsere Ahn*innen nicht durch den
Winter bringen konnten, geschlachtet wurden. Und was jetzt noch an Früchten und Kräutern draußen zu finden ist, das gehört nach dem Fest nur noch den Naturgeistern und ist ab sofort tabu
/ 'puk'.
Lassen wir uns auf die Energie dieser Zeit ein, spüren wir das Ausatmen der Göttin, der Mutter Erde, die sich darauf vorbereitet,
bis zum Frühjahrsfest, dem Disablót (keltisch: Imbolc) zu ruhen und Kraft zu schöpfen. Die Zugvögel verlassen unsere Breitengrade und viele unserer Tiervettern ziehen sich mehr und mehr
in ihre Winterbaue zurück; das Land verliert in einem letzten Rausch seine Farben, es wird kalt und grau um uns herum.
Zu diesem Zeitpunkt stehen wir ein stückweit außerhalb der Zeit und die Grenze zwischen den Welten wird durchlässig, so dass wir
unseren Ahn*innen begegnen können: Unsere Verstorbenen und die Geister derer, die noch geboren werden sollen, wandeln in dieser Nacht auf der Erde, um uns zu besuchen. Um ihnen den Weg zu
weisen, stellen wir Lichter in den Fenstern auf. Um diejenigen Geister fern zu halten, deren Platz nicht bei uns ist und die nur Unruhe stiften wollen, hängen wir selbstgemalte
Dämonengesichter auf oder schnitzt aus Rüben oder Kürbissen schaurige Fratzen, die als Wächter vor die Tür gestellt werden.
Die Zeit, die der Winternacht folgt, sind die melancholischen Tage des Novembers, die eine Zeit der Auseinandersetzung mit unserer
eigenen Vergänglichkeit und eine Konfrontation mit dem Tod sein können: eine Chance, uns selbst in dieser Stille wahrhaft zu begegnen. Für das Fest in diesem Jahr weist uns Odin an, so
weit allein mit einer Laterne in den Wald zu gehen, dass wir die Lichter der Häuser gerade noch sehen können und uns dann niederzusetzen und dem Wind und den Bäumen zu lauschen. Uns zu
lauschen. In ihnen.
Die Herrin der Unterwelt, in unseren nordischen Gefilden, die Göttin Hel (die Holle, Frau Percht) begleitet uns mit Einsicht und
Weisheit und weist uns an, unsere Ahn*innen nicht zu vergessen, sie zu ehren und von ihren Heldentaten zu berichten. Allmutter Frigg vollendet den Bogen und mahnt uns, nicht zu vergessen,
dass unsere Ahnenlinie nicht bei uns endet, sondern etwas ist, das in die Zukunft weist (eigene Kinder oder nicht): So sollen wir darüber sprechen, wie wir einst erinnert werden wollen
und uns zu Herzen nehmen, wie wir leben sollten, um das zu erreichen.
Ich wünsche Dir und mir und all unseren Lieben, wo auch immer sie jetzt sein mögen, eine gesegnete Winternacht!
All Deine Götter mit Dir!
Urs Grágás Bärenkräfte Barth