Nach moderner germanisch-nordischer Tradition, auf dem Mondlauf basierend, wird zum 5. Vollmond nach Jul oder am 2. Vollmond nach dem vorausgegangenen Sonnenfest
(in diesem Fall das Frühjahrs-Equinox) das Maifest gefeiert, dieses Jahr also am 24.04.2024. Kalendarisch kennen wir das Fest in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai : das neo-keltische
Beltaine und die Walpurgisnacht.
Jedenfalls und schönerweise liegen zwischen den plausiblen Festtagen 6 Tage, eine angemessene Festtagszeit also! Wundere Dich nicht, falls Dich die Energien erstmal nicht loslassen.
Das Maifest, der hohe Maien, ist Beginn des lichten Halbjahres, des Sommers. Nach der Zeit der winterlichen Stagnation, nach dem Sinnen und Grübeln, den theoretischen Vorbereitung, den geistig-energetischen Absichtserklärungen zum Froblót und der Ehrung und Erweckung der Samen des Lebens zu Ostara, kommt nun die Zeit des Tuns, des aktiven Ausbringens, des weltlichen Säens und Pflanzens. Wir kehren endlich ganz zurück in die stoffliche Welt, in unsere lebhaft-lebendige Körperlichkeit. Die Festtage rund um den Maien rufen nach unserer mensch-tierlichen Natur, rühren an Instinkte und Bedürfnisse, die wir lange „zivilisiert“ oder gar vergessen glauben. Nicht mehr der liebliche Herr Lenz regiert hier, sondern die rauschigen Gottheiten und Geister, die zu Walpurgis auf dem Blocksberg tanzen werden.
Das ist es auch, was gerade zusätzlich zum Alltag an uns zieht und zerrt. Viele Menschen berichten, dass sie sich gerade jetzt, zu Beginn des Festzeitraumes, von chaotischen Impulsen mehr erschöpft als bestärkt fühlen und dass sie lieber in den Rückzug gehen möchten, als sich ins Leben zu stürzen. Wir geraten in einen Widerstreit der Impulse und das kostet Kraft. Oberste Priorität hat in unserer geordneten Kultur unser Alltag, unsere Verpflichtungen, die Dinge, in die wir uns eingebunden haben: Job, Familie, Hobbys, Haus und Hof und Garten und vielleicht soziales oder politisches Engagement. Wir fühlen uns mehr als ausgelastet damit, unser modernes Leben auf die Reihe zu bekommen. Und jetzt brechen kosmischen Kräfte des Umbruchs und des Aufbruchs in diese scheinbar so festgefügte Realität ein, für die wir keinen Raum mehr vorgesehen haben. Und es ist so unsagbar schwer, sich beständig gegen den Strom zu stemmen. Kein Wunder also, dass die Frühjahrsmüdigkeit umgeht und die Aggressionen allerorten ein neues Hoch erreichen.
Die Energien, die bisher jede für sich im Jahreslauf wirkten kommen nun zusammen und wandeln sich von wirkenden Kräften zu einer bezwingenden Macht. Um nichts weniger geht es als darum, gemeinsam die Zukunft zu schaffen - für manche personifiziert in Gott und Göttin, für manche im weiblichen und männlichen Prinzip, für andere in der Urkraft, die beides in sich trägt, die sich entfalten, entwickeln, die wachsen und sich mehren will in allen erdenklichen Formen und Spielarten. Und in allen Bereichen - ob Liebesbeziehungen, sexuellen Begegnungen, beruflichen oder projektbezogenen Verbindungen - es geht darum, sich JETZT GANZ und mit allen Sinnen, mit allem, was wir SIND auf das Leben einzulassen und zu TUN. Verbindlichkeiten einzugehen, weil das echte Leben sonst an uns vorbeizieht. Der Mai ist es, der uns Würze und Feuer schenkt, der unsere Sinne und Liebesleiber wieder erweckt und der uns, buchstäblich, nach dem Winter wieder für das Leben erwärmt.
In der Vorbereitung dieses Jahr wurde ich von meinen Geist- und Ahnleuten mitgenommen in eine Jäger- und Sammlervergangenheit [UPG → ]: Ich durfte an einem Fest am Rande eines großen Waldes teilnehmen, zu dem sich verschiedene Jagd- und Familiengruppen zusammengefunden hatte. Ein Platz um ein größeres Feuer war hergerichtet worden mit Blüten und besonders schönen Steinen, es standen geflochtene Körbe mit Früchten und einer Art Fladenbroten bereit und ein vergorener Fruchtsaft wurde herumgereicht. Der Bereich des Festplatzes, der zum Wald ausgerichtet war, war frei geblieben und alle Feiernden blickten immer wieder in diese Richtung, als würden sie etwas oder jemanden erwarten. Und auch zum Himmel und zum vollen Mond gingen immer wieder die Blicke der Menschen. Es wurde gesungen, getanzt, gelacht, die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Die Musik wurde im Laufe des Abends immer drängender und anregender, die Tänze immer sinnlicher. Als der Mond den Zenit seiner nächtlichen Reise erreichte, erstrahlte plötzlich ein helles Licht im Wald und erleuchtete ihn beinahe taghell. Alle Feiernden lachten und klatschten und jubelten, umarmten und küssten einander. Offensichtlich war ich der Einzige, der nicht verstand, was vor sich ging. Die Ältesten erlaubten mir einen Flug über den Wald. Und ich sah: Wie der Mond sich in einen See auf einer Waldlichtung ergoss und das Wasser erstrahlen ließ, so gleißend hell, dass ich kurz die Augen schließen musste. Als ich sie wieder öffnete erhob sich aus dem Wasser, schöner noch als das Mondlicht, die Göttin. Aus einem Baum am Rand der Lichtung trat der gehörnte Gott und die beiden Liebenden gingen aufeinander zu. Ich verstand. Zurückgekehrt zur Hochzeitsfeier tanzte ich mit den Menschen und schloss mich den Glückwünschen für das göttliche Paar an. - Das war dann auch der Auftrag der Ältesten: Mich an das alte Fest anzubinden und den richtigen See in meiner Welt zu finden, um dort zum Hohen Maien Geschenke und die Besten wünsche zur Hochzeit darzubieten.
Für meine keltischen Geschwister ist Lá Bealtaine der Polterabend der göttlichen Hochzeit. Belisama, die Blumengöttin (in die sich Brigidh in dieser Nacht verwandelt), vereint sich in wilder Lust mit ihrem strahlenden Liebhaber, der sein Bärenfell abgelegt hat und zu Belenos, dem Lichtgott wird. Damit beginnt auch hier die warme, die lichte Jahreshälfte. Mit den Gottheiten wird das Wiedererwachen der Natur, das Steigen der Säfte in allem, was lebt, die Aufbruchstimmung nach dem langen Winter gefeiert.
Das Feuerfest Beltane steht außerhalb der Zeit, es ist eine Nacht, in der die Schleier zwischen den Welten wieder besonders dünn und durchlässig sind – eine Zeit der Wahrsagungen, eine Nacht für Prophezeiungen und noch mehr eine Nacht der lustvollen Begegnungen. In unserer Welt und in der Anderswelt. Nicht „trotz“ der schweren Zeiten, in denen wir leben, sondern gerade „weil“ ist dieses ausgelassene Fest so wichtig … nicht um selbstverliebt auf Gräbern zu tanzen, sondern um uns auf unsere Lebens- und Tatkraft zu besinnen, auf unsere Verbindung in alle Welten und zu allen Wesenheiten und darauf, dass wir gemeinsam das Heute gestalten und Weichen für das Morgen stellen, wenn wir uns nur ganz Hingeben. Wir bekräftigen unser JA zum Leben, für uns, unsere Lieben und für alle Wesen. Das ist die Energie, mit der wir Wandel schaffen können.
Die Naturgeister tanzen, die Feenkönigin zieht mit ihrem Gefolge über die Erde und alle Zaubervölker schwärmen jubelnd aus. Hexenvolk und zauberisch begabte Menschen gesellen sich zum Flug. Mitnichten treffen sie sich in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg mit dem christlichen Teufel - vielmehr tanzen und feiern wir ekstatisch unter dem Segen der Großen Göttin mit dem göttlichen Pan, mit Hern, dem gehörnten Gott, mit Freyr, dem wilden Herrn der Wälder, des Lebens und der freudvollen Sexualität. Wer dort mitfeiern will tut gut daran, sich einen Hexenbesen zu beschaffen, denn nur damit oder mit einem Wagen, der von Enten gezogen wird oder auf einem fliegenden Schwein darf man dort anreisen. [Und nie vergessen, wo er geparkt ist! Es ist ein sehr langer und sehr beschwerlicher Weg zurück, wenn der Besen verloren geht.]
Ein letzter Hinweis: Zum Hohen Maien sollten die Schutzgeister und Zauberwesen des Hauses besonders geehrt und mit einem Speiseopfer bedacht werden. Ganz wichtig ist es, in dieser Nacht ein Fenster oder eine Tür offen zu lassen, damit die guten Geister nach ihrem Tanz auch wieder zurückkehren können!
Lasst Euch für das Leben erwärmen und tragt den Zauber weiter!
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben einen Wunder-vollen Tanz!
Wir sehen uns an den Feuern.
von Herz zu Herz
Dein Urs Bärenkräfte Barth